Marc Chagall. Von Witebsk nach Paris

Herzlich Willkommen….

…schön, dass du dich für Marc Chagall interessierst. Er ist wirklich ein besonderer Künstler. In der Ausstellung im Kunsthaus Apolda könnt ihr neben einigen Radierungen und Holzschnitten, viele Lithografien Marc Chagalls bewundern. Um zu verstehen, wie er diese angefertigt hat, habe ich eine Lithografin mit der Kamera begleitet, die wie Chagall früher mit Steinen druckt. Schritt für Schritt könnt ihr die Entstehung eines fertigen Drucks mitverfolgen. Wenn ihr noch Fragen oder Anmerkungen zum Film habt, freue ich mich, wenn ihr sie in die Kommentare unten schreibt. Gern beantworte ich sie dann so schnell wie möglich…Und nun viel Spaß beim Anschauen des Films!

Erklärfilm: „Was ist eine Lithografie?“

Selbst kreativ werden…

Wie ihr oben im Film sehen konntet, ist die Lithografie eine anspruchsvolle Drucktechnik. Wenn ihr das Ganze mal zu Hause nachmachen wollt, kann ich euch dieses tolle Buch empfehlen. Hier wird genau erklärt, wie ihr mit Alufolie, Cola und Öl kleine Drucke herstellen könnt, also mit Dingen, die ihr im Supermarkt findet. Viel Spaß dabei!

Laura Sofie Hantke und Lucas Grassmann: In unserer Küche wird gedruckt. Verlag Hermann Schmidt. Mainz 2016.

Zur Inspiration noch ein Link zu einem kurzen Video, in dem ihr einen kleinen Einblick davon bekommt, wie man auch ohne Druckerpresse zu Hause drucken kann.

Zur Ausstellung „Marc Chagall. Von Witebsk nach Paris“ im Kunsthaus Apolda (19.09. – 13.12.2020)

Die Ausstellung „Marc Chagall. Von Witebsk nach Paris“ im Kunsthaus Apolda widmet sich Chagalls druckgrafischem Spätwerk und zeigt 70 Grafiken aus den Jahren 1952-1985. Sie zeigen sein großes Motivrepertoire, das man auch von seinen Gemälden kennt. Viele Motive zeugen von seiner tiefen Verbundenheit mit Paris. Zu sehen sind seltene Zustands- und Probedrucke. So kann in einzelnen Reihen auch nachvollzogen werden, welche Veränderungen Chagall teilweise vorgenommen hat und wie der Einsatz verschiedener Farben, die Wahrnehmung seiner Drucke beeinflusst.

Marc Chagall, 1941, Fotografie von Carl van Vechten

„Mir scheint, daß mir in meiner Kunst etwas gefehlt hätte, wenn ich neben meiner Malerei nicht auch Radierungen und Lithographien hervorgebracht hätte. […] Als ich einen Lithographiestein oder eine Kupferplatte in den Händen hielt, glaubte ich einen Talisman zu berühren. In sie, schien mir, konnte ich alle meine Traurigkeiten, alle meine Freuden hineinlegen. […] Alles was im Lauf der Jahre durch mein Leben ging, Geburten, Todesfälle, Heiraten, die Blumen, die Tiere, die Vögel, die armen Arbeiter, die Eltern, die Liebenden in der Nacht, die biblischen Propheten, in der Straße, im Haus, im Tempel und im Himmel. Und, mit dem Alter, die Tragödie des Lebens in uns und um uns“ (Baal-Teshuva, 1998, S. 229).


Dieses Zitat drückt sein großes Interesse an druckgrafischen Verfahren, wie der Lithografie, aus. Alles was ihn bewegt hat, findet sich auch in seinem grafischen Oeuvre wieder. Seine individuelle Bildsprache ist geprägt durch seine Herkunft und seine jüdisch-chassidische Denkweise. Die Schwerkraft ist scheinbar außer Kraft gesetzt, Raum und Zeit aufgelöst, um innere, geistige Zustände darzustellen. Charakteristisch für seine Malerei und später auch seine Drucke sind außerdem die strahlenden und lebhaften Farben (vgl. Fossen, 2011, S.1) In seinen frühen Schaffensjahren zwischen 1922-1924 sind nur etwa 35 Lithografien aufgeführt. Seine Zusammenarbeit mit dem berühmten Drucker Fernand Mourlot und seinem Mitarbeiter Charles Solier, der ab 1950 an der Entstehung aller Lithografien beteiligt war, haben Chagalls Entwicklung auf diesem Gebiet entscheidend geprägt. In einem, von Mourlot herausgegebenen, sechsbändigen Werkverzeichnis sind zwischen 1960-1987 etwa 1100 Lithografien erfasst (vgl. Fossen, 2011, S.1ff.). Die Farbigkeit in seinen Lithografien ab 1950 geht hauptsächlich auf die Fähigkeiten Sorliers zurück, der die Steine präparierte und Chagall beim Druck unterstützte. Für Sorlier waren Chagalls Lithografien ein „[…] Strom, der die Botschaft seiner Malerei ins Weite trägt“ (Baal-Teshuva, 1998, S.230).

Literaturverzeichnis

  • Baal-Teshuva, J. (1998). Chagall. Köln: Taschen Verlag.
  • Fossen, M. (2011). Marc Chagall. Köln: Galerie Boisserée.

Abbildungsverzeichnis

Marc Chagall:Van Vechten, Carl, photographer. Portrait of Marc Chagall. 1941. July 4. Photograph.

https://www.loc.gov/item/2004662691/

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