Reflexion Kunstvermittlung: Barbara Toch
Sarai Elizalde Gómez / Selina Tobaschus
1. Zur KünstlerIn
1.1 Barbara Toch
Barbara Toch ist eine KünstlerIn, welche am 27.01.1950 in Dresden geboren wurde. 1968 absolvierte sie ihr Abitur in Dresden und studierte im Anschluss von 1968 bis 1973 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer. 1973 erlangte sie das Diplom in Malerei und Grafik und öffnete somit die Wege für ihre künstlerische Laufbahn. Von 1973 bis 1977 war sie freischaffende KünstlerIn in Leipzig und seit 1978 ist sie freischaffende KünstlerIn in Gera. Desweiteren ist sie Mitglied im Verband Bildender KünstlerInnen (VBK) Thüringen und im Bundesverband Bildender Künstler (BBK). Sie war Gründermitglied der 1992 entstandenen KünstlerInnengruppe “Schistko jedno”. Außerdem interessierte sie Frankreich sehr, seit 1992 unternahm sie viele Studienreisen dorthin. Im Zeitraum 1994-1998 war sie MitinitiatorIn der Produzentengalerie Kunstraum Gera. 1997 absolvierte sie ein Arbeitsstipendium, gefördert durch das Land Thüringen. Seit 2008 gibt es die Ateliergalerie Uferlos. Sie hatte einige Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In -und Ausland. Ihre Arbeiten sind in privaten als auch öffentlichen Sammlungen zu finden.
1.2 Eigenes Interesse an der Künstlerin
Wir entschieden uns, die KünstlerIn Barbara Toch für unser Kunstvermittlungsangebot zu wählen, weil die abstrakte Malerei sehr viel Raum für die eigene Kreativität bietet. Farb- und Formspiele regen die Fantasie des Betrachters an und durchbrechen die Erwartungshaltungen vieler Menschen, an naturalistische oder gegenständliche Darstellungen in der Kunst. Die Kombination von Malerei und Grafik, unter Verwendung verschiedener Techniken, bringt beeindruckende Ergebnisse zum Vorschein und bietet eine entsprechende Grundlage, um eigenes künstlerisches Potential zu entfalten.
2. Reflexion des eigenen Vermittlungsansatzes
2.1 Vorstellung des Vermittlungsansatzes
Jegliche Erfahrungen, die ein Mensch in seiner Umwelt macht, beruhen auf ästhetischen Prozessen. Es handelt sich um Wahrnehmungsprozesse wie Sehen, Tasten, Hören, Riechen, Schmecken und der Empfindung der Bewegung des eigenen Körpers. Folglich spielt die künstlerisch-ästhetische Bildung, also die Verknüpfung der eigenen Person mit der Umwelt, eine wichtige Rolle. Dabei ist zu beachten, dass die künstlerisch-ästhetische Bildung auf die Lebenswelt der AdressatInnen ausgerichtet ist und unterschiedliche Sozialisationen berücksichtigt. Es wird ermöglicht, die eigene Individualität auszudrücken und sich mit dem Anderen und Unbekannten auseinanderzusetzen (vgl. Thüringer Ministerium für Jugend Bildung und Sport (Hrsg.) 2019, S.170). Im Thüringer Bildungsplan wird die Wirkung auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wie folgt beschrieben: „Künstlerisch-ästhetische Bildung unterstützt die ästhetische Ausdrucks- und Wahrnehmungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, die Entwicklung ihrer Sensibilität und Reflexivität gegenüber eigenen und fremden ästhetischen Ausdrucksformen und sie schafft einen Rahmen für eine subjektorientierte Aneignung von Kunst.“ (vgl. ebd. S.172). Die Kunstvermittlung muss jedoch nicht ausschließlich im schulischen Kontext stattfinden, wie das folgende Vermittlungsangebot verdeutlicht. Das Vermittlungsangebot besteht aus drei Präsentationen, welche die Herstellung von Malwerkzeugen und deren Verwendung zeigen. Die Präsentationen enthalten kurze Schritt für Schritt Erklärungen, Bilder und ein abschließendes Video. Die Bilder zeigen Materialien, sowie die Ausführung der einzelnen Schritte. Dies hilft dabei, die Anleitungsschritte besser zu verstehen. Dadurch ermöglichen die Präsentationen sowohl Menschen, denen es schwer fällt Erklärungen nachzuvollziehen, als auch Kindern, welche noch nicht in der Lage sind zu lesen, die Anregung auszuführen. Die Präsentationen werden aufgrund ihrer Einfachheit für Menschen unterschiedlichsten Alters zugänglich gemacht. Die Zugänglichkeit verschiedenster Personengruppen, fördert auch die Wahl der verwendeten Materialien für die Malwerkzeuge. Es wurden ausschließlich Materialien gewählt, auf welche man im Alltag zurückgreifen kann oder durch ähnliche Dinge ersetzt werden können. Für den SprenkelEffekt eine alte Zahnbürste, welche durch jegliche Art von Bürsten ersetzt werden kann. Der Papppinsel wird aus einer leeren Klopapierrolle hergestellt. Diese wird aufgeschnitten, eng zusammengerollt und an einem Ende fransig geschnitten. Die Klopapierrolle kann durch andere Pappen ersetzt werden. Ebenso bei dem Relief- Effekt, bei diesem werden die Seiten eines Pappstückes in verschiedenste Formen geschnitten und helfen später die Farbe zu verteilen, wie eine Art Spachtel. Desweiteren werden für die Herstellung der Werkzeuge, Klebestreifen, eine Schere und ein Stift gebraucht. Für die Anwendung der Werkzeuge wird dickeres Papier, pastöse Farbe, beispielsweise Acrylfarbe und ein Wasserbecher benötigt. Da es sich bei der Anwendung der Werkzeuge um einen aktiven künstlerischen Prozess handelt, wird dies in Form eines Videos gezeigt. Die Videosequenzen sollen erste Vorstellungen erwecken, welche Ergebnisse mit den Werkzeugen erzielt werden können. Es wurde in den dargestellten Anwendungen bewusst darauf geachtet, die Werkzeuge auf verschiedenste Art und Weise zu verwenden, um die Vielfältigkeit zu verdeutlichen und eigene Ideen der Verwendung anzuregen. Ein erster Eindruck des möglichen Ergebnisses soll den Betrachter motivieren, die Werkzeuge selbst herzustellen und anzuwenden. Erst wenn der Betrachter einen Eindruck des Möglichen bekommt, hat er die Chance, eigene kreative Ideen zu entwickeln. Um den künstlerischen Prozess anzuregen, enthält das Kunstvermittlungsangebot verschiedene Aufgabenstellungen und Inspiration für eigene Werke. Bei der Formulierung dieser, wurde bewusst auf konkrete Anweisungen verzichtet, um die Umsetzung individueller Vorlieben und gleichzeitig herausfordernde Erweiterungen eigener Ideen zu ermöglichen (vgl. a.a.O.). „Ein langfristiger methodischer Erfolg im Lehren und Lernen gelingt aus der Sicht der konstruktivistischen Didaktik nur, wenn die eingesetzten Methoden im Rahmen pädagogischer Reflexionen gesehen, im Blick auf partizipative und demokratische Ansprüche der Teilnehmer eingesetzt, im Kontext von erkannten Ressourcen und gewollten Lösungen der Beteiligten geplant, als Inhalts- und Beziehungsdidaktik und unter Berücksichtigung individueller Unterschiede entwickelt werden […]“ (vgl. Kersten Reich 2012). Inspirierende Aufgabenstellungen, wie „Male mit geschlossenen Augen“, sollen die Aufmerksamkeit zunehmend auf den künstlerischen Prozess richten und weg von dem vermeintlich schönen Kunstwerk. Festgefrorene Ansichten zu vermeintlich schöner Kunst werden dadurch gelockert und es wird ermöglicht, die Kunst aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das Kunstvermittlungsangebot öffnet Wege in die abstrakte Kunst, welche für den ein oder anderen eine sehr neue Erfahrung darstellt und so die eigene Entwicklung fördert und Einstellungen überdenken lässt. Aufgabenstellungen wie „Schneide andere Formen in deine Pappe, z.B. bei dem Relief-Effekt“ oder „Verwende unterschiedliche Untergründe oder auch Formate!“ schaffen viel Platz für eine individuelle Beschäftigung mit der Thematik und regen experimentelles Arbeiten an. Das Erforschen neuer Formate, Techniken und Untergründe kann sich nachhaltig auf eigene künstlerische Arbeit auswirken, da ein Raum vieler neuer Möglichkeiten geschaffen wird. „Bereits geprägte Schemata und stereotype Darstellungsformen können so erweitert werden.“ (vgl. Thüringer Ministerium für Jugend Bildung und Sport (Hrsg.) 2019, S.172). Die Werke von Barbara Toch sollen exemplarisch mögliche Darstellungsformen in der Kunst vermitteln. Die KünstlerIn soll dabei weniger als Sachkundige für bestimmte künstlerische Techniken verstanden werden, sondern als Expertin für kreative und experimentelle Prozesse. Barbara Toch und ihre Techniken sollen inspirieren und den eigenen künstlerischen Prozess anregen (vgl. ebd. S.173). Ziel ist es nicht ihre Werke zu duplizieren oder nachzuahmen. Ein wichtiger Aspekt der künstlerisch-ästhetischen Bildung ist die Kunst als Kommunikationsmedium. Künstlerisch-ästhetische Bildung soll dazu beitragen, die eigenen Fähigkeiten zu bestärken und „Irritationen und Fremderfahrungen nicht als bedrohlich, sondern als konstruktiv herausfordernd zu erfahren.“ Dies wird gefördert durch Räume in denen ästhetische Erfahrungen ausgetauscht und eigene Werke veröffentlicht werden können. Diese Möglichkeit bietet im Kunstvermittlungsangebot das Forum. Hier können die eigenen Werke hochgeladen und kommentiert werden. Das Forum ermöglicht einen Austausch über entstandene Arbeiten. Die Funktion der Kunst als Kommunikationsmedium ist somit erfüllt (vgl. ebd. S.171).
2.2 Kunstpädagogische Position
Kunstpädagogik soll nicht nur Kunst vermitteln, sondern vor allem ästhetische Erfahrungen ermöglichen und die bildnerisch-ästhetischen und visuellen Fähigkeiten intensivieren (vgl. Georg Peez 2013/2012). Es gibt verschiedene Positionen zur Kunstvermittlung, wie von Eva Sturm “Von Kunst aus“, Carmen Mörsch “Kunstvermittlung im gesellschaftlichen Kontext“ oder die Bildungstheorie von Wolfgang von Humboldt, um nur ein paar zu nennen. Im Zusammenhang mit unserem Vermittlungsangebot, möchten wir auf die Position von Fabian Hofmann, Irmi Rauber und Katja Schöwel aus “Führungen, Workshop, Bildgespräche“ eingehen (vgl. Fabian Hofmann, Irmi Rauber, Katja Schöwel 2013, S.22). Zunächst gehen wir auf den Abschnitt: “Unscharfe Begriffe. Der Workshop und andere Bezeichnungen für Praxis-Vermittlung“ (vgl. a.a.O.) ein, da hier auf die Praxis-Vermittlung eingegangen wird und wir durch unser praxisorientiertes Angebot, hieraus gute Assoziationen entnehmen können. Wir möchten mit unserem Angebot eine Art „KünstlerInnen-Workshop“, bzw. „kunstpraktisches Arbeiten“ darstellen und vor allem Kindern die Möglichkeit geben, handwerklich, mit Werkzeugen und künstlerischen Materialien zu handeln (vgl. a.a.O.) Wie in diesem Abschnitt beschrieben, ist die „Ästhetischbildnerische Praxis“ von großer kunstpädagogischen Bedeutung, wenn sie bestimmte Prozesse, wie Erfahrungs-, Lern-, Erkenntnis- und Vermittlungsprozesse, mit einbinden (vgl. a.a.O.). Bei unserem Angebot sind diese Prozesse im Verhältnis zu der ästhetischbildnerischen Praxis gegeben, da wir das „praktische Arbeiten in Bezug zum Ausstellungsbesuch“ (vgl. a.a.O.) simulieren, indem wir die Künstlerin Barbara Toch und ihre Werke vorstellen und zusätzlich verschiedene, durch die KünstlerIn inspirierte, praktische Angebote anbieten. Mit unseren Gestaltungsanregungen fordern, vor allem Kinder deren Feinmotorik, es unterstützt die Entwicklung des Tastsinns und vor allem die manuellen Fähigkeiten (vgl. ebd. S.23). Außerdem lernen sie die KünstlerIn kennen und vielleicht eine für sie noch unbekannte Kunstform und werden dazu angeregt selbst Kunst zu erzeugen. In einem anderen Abschnitt: „Der kreative Blick. Wenn Kinder Kunst betrachten“ von Susanne Potthast (vgl. ebd. S.44), wird auf die Kreativität von Kindern eingegangen und da es uns wichtig ist, mit unserem Vermittlungsangebot auch diese zu fördern, möchten wir einen kleinen Einblick in diesen Abschnitt geben. Mithilfe von Kunstwerken wird Künstlern sowie Kindern die Möglichkeit geboten, mit einer anderen Perspektive die Welt zu sehen. Sie werden zu dem Erzeugen eigener Ideen und Fantasien angeregt und es werden Zugänge zur Kunst ermöglicht (vgl. ebd. S.45). Kindern hilft es, sich mit Neuem auseinander zu setzen, indem sie sich kreativen Tätigkeiten wie dem Gestalten, Ausprobieren und Erfinden hingeben (vgl. a.a.O.). Somit bieten wir gute Voraussetzungen, dass sich Kinder an die KünstlerIn oder die Werke der KünstlerIn erinnern, da sie es durch den praktischen Teil des Angebots verfestigen können. Das Fördern von Kreativität ist ein wichtiges Ziel, da der Mensch von Grund auf kreativ bzw. schöpferisch denkt und handelt und diese Eigenschaft jeder in sich trägt, wie es in dem Abschnitt „Kreativität und Ästhetische Erfahrung“ (vgl. Fabian Hofmann, Irmi Rauber, Katja Schöwel 2013) beschrieben wird. Und auch die ästhetische Erfahrung wird aufgegriffen und Strukturelementen zugeteilt, wie: „[…] Aufmerksamkeit, Offenheit, Neugier, emotionales Involviertsein, Genuss der Wahrnehmung, Erleben der Subjektivität, Anregung, Reflexion und Distanz, Verstärkung mit Wissen und Vorerfahrungen, Verbindung mit kulturellen Produkten und Handlungen sowie Kommunikation […]“ (vgl. ebd. S.46). „Ästhetische Erfahrung ist eine besonders intensive und grundlegende Erfahrung unserer Welt und unserer selbst, sie ist zentrale Vorstellung für Bildung.“ (vgl. ebd. S.47), wird abschließend zum Abschnitt geschrieben und vermittelt gut, wie wichtig ästhetische Erfahrung ist. Was wir auch als sehr inspirierend für unser Vermittlungsangebot empfinden, war der Abschnitt von Fabian Hofmann „Material, Sinnlichkeit, Farbe. Ein Plädoyer für oft vernachlässigte Aspekte“, in welchem er seine Erfahrungen und Empfindungen bezüglich des Führens in Ausstellungen teilt (vgl. ebd. S.48). Er schreibt, dass eine Führung 6 normalerweise immer mit dem Lesen über die KünstlerIn, das Werk und die Zeit beginnt und dass er dies nach und nach als eher ermüdend empfand (vgl. a.a.O.). Aus diesem Grund haben wir unser Angebot so gestaltet, dass nur ein paar Lebensdaten der KünstlerIn und kurze Bildbeschreibungen der Werke als Texte vorhanden sind, um die LeserInnen bzw. BetrachterInnen auf die Schönheit der Kunst aufmerksam zu machen und ihn nicht mit Informationen zu erschlagen. So kann man sich ganz und gar auf das Bild einlassen und seine persönlichen Emotionen und Empfindungen wirken lassen, ohne von etwas beeinflusst zu sein. Außerdem betrachtet man das Werk nicht mehr nur als das was es aussagen soll, sondern kann sich viel besser auf die Farbigkeit, das Material und die Wirkung einlassen. Wir versuchen so zu erreichen, dass Kinder sich durch das Werk oder die Werke, frei entfalten können und sich inspiriert fühlen, selbst tätig zu werden.
2.3 Kunsttheoretische Reflexion
Kunsttheorie ist ein umfangreicher Begriff, welcher sich mit der Herkunft, dem Wesen und dem Zweck von Kunst, besonders der bildenden Kunst, in Historik und Gesellschaft befasst (vgl. Theorie der Kunst 2021). KunsttheroretikerInnen, mit denen wir uns im Seminar auseinandergesetzt haben, sind beispielsweise Umberto Eco, Wolfgang Kemp und John Dewey. Wir werden auf die Kunsttheorie von John Dewey – Kunst als Erfahrung (vgl. John Dewey 1980, S.10-98) eingehen, da wir sein Kunstverständnis gut auf unser Vermittlungsprojekt beziehen können. Schon im ersten Kapitel „Das lebendige Geschöpf“ geht Dewey auf die ästhetische Erfahrung, welche wir bereits in der kunstpädagogischen Position besprochen haben, ein. Er beschreibt, dass es erst dann ein Kunstwerk eine ästhetische Bedeutung erhält, wenn dieses in einem Menschen eine Erfahrung bewirkt (vgl. ebd. S.10). Wir haben in unserem Vermittlungsansatz versucht diese Bedeutung bzw. diese Erfahrung möglich zu machen und dem Betrachter die Aussicht geboten eine persönliche Erfahrung, also das Tätig werden, in Verbindung mit den Werken von Barbara Toch, zu machen. Im zweiten Kapitel „Das lebendige Geschöpf und die >ästhetischen< Dinge“ wird, ebenfalls wie in der kunstpädagogischen Position schon einmal erwähnt, auf den Menschen als schöpferisches Wesen eingegangen (vgl. ebd. S.29). Außerdem schreibt Dewey, dass es genau das ist, was uns von der restlichen Natur, wie Pflanzen und Tieren unterscheidet, dies aber auch genau das ist, was uns mit ihr verbindet (vgl. ebd. S.35). Das Angebot sorgt also dafür, dass wir den Zugang zum schöpferischen Ich bzw. zu der Natur öffnen können. Wir möchten auch auf Kapitel 4 „Der Ausdrucksakt“ eingehen, denn dort beschreibt John Dewey, dass jede Erfahrung mit einem Antrieb bzw. als Antrieb startet (vgl. ebd. S.72). Unser Antrieb sollen die Werke von Barbara Toch und die angebotenen „Effekte“ bzw. „Techniken“ sein und die Erfahrung soll eine stetige Entwicklung ermöglichen. Es ist also eine Verbindung des Neuen (neue Empfindungen durch die Werke und das Schaffen von eigenen Werken), mit dem Alten (Werke Barbara Toch und Vorerfahrungen) (vgl. ebd. S.74). Dewey beschreibt Kunst nicht als Natur, sondern als abgewandelte Form dessen, indem sie neue Verknüpfungen eingeht und neue Empfindungen weckt (vgl. ebd. S.78). Kunst gibt uns die Chance aus dem Alltag auszubrechen und soll uns Vergnügen bereiten, um unsere Umwelt in ihrer Vielfältigkeit zu erfahren, wie er in Kapitel 5 „Das Ausdrucksobjekt“ beschreibt (vgl. ebd. S.98). Dewey zeigt unserer Meinung nach gut, welche Intention unsere Vermittlung teilweise verfolgt. Kindern wird im Angebot eröffnet, Neues zu erfahren, es für sich zu nutzen und es auf ihre Umwelt zu übertragen.
2.4 Reflexion mit Bezug zur digitalen Kunstvermittlung
Digitalisierung, ein Begriff der im Jahre 2021 zunehmend an Bedeutung gewinnt. „Der digitale Wandel erfasst alle Lebensbereiche der Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft sowie der Politik und verändert die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten, kommunizieren, konsumieren und uns informieren.“ (vgl. Lorenz Pöllmann, and Clara Herrmann 2019, Vorwort, S. V). Um den Anschluss nicht zu verlieren, könnte man annehmen, dass sich auch die Kunst und der Kulturbereich der rasanten Entwicklungen digitaler Technologien, sowie dem Internet anpassen müssen. Viele Museen, Theater und Konzerthäuser arbeiten bereits seit einiger Zeit an digitalen Strategien und Angeboten, um neue technische Mittel zu integrieren. Zunehmend veröffentlichen Kultureinrichtungen ihre Sammlungen im Netz und machen diese somit für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Des Weiteren treiben Unternehmen wie Google durch Google Arts and Culture die Digitalisierung des Kulturerbes voran (vgl. ebd. S. VII). Künstler nutzen soziale Medien, um ihre Arbeiten zu präsentieren. Auch digitale Kunstvermittlung gewinnt an Bedeutung, wobei die Präsentations- und Vermittlungsarbeiten einen hohen Stellenwert haben. Eine wichtige Rolle bei digitalen Vermittlungsangeboten spielt die Zielgruppe, welche mit dem jeweiligen Angebot angesprochen werden soll. Die Zielgruppe unseres digitalen Vermittlungsangebotes sind vor allem Kinder. Sowohl bei der Biografie als auch Anleitungsschritten wurde auf viel Text verzichtet, um die Aufmerksamkeitsfähigkeit der Kinder zu fördern. Kinder sind häufig motivierter praktisch zu arbeiten, anstatt sich ausführlich mit langen Texten über die KünstlerIn und ihre Werke zu beschäftigen. Auf eine genaue Beschreibung der Werke wird verzichtet, um die Zielgruppe so wenig wie möglich in ihrem eigenen künstlerischen Prozess zu beeinflussen. Genaue Beschreibungen der Werke von Barbara Toch könnten zur Nachahmung anregen. Die Präsentationen mit erklärenden Bildern, kurzen Anweisungsschritten und Videos ermöglichen mündlich vermitteltes Wissen in eine digitale Form zu übertragen und verständlich zu machen. Die Präsentationen können pausiert und erneut angeschaut und so an das persönliche Arbeitstempo angepasst werden. Das Pausieren ermöglicht die Schritte zeitgleich mit dem Video auszuführen und sorgt somit für ein entspanntes Arbeiten. Jede Technik wird in einer eigenen Präsentation gezeigt. Die BetrachterInnen können so selbst entscheiden, welche Techniken sie sich aneignen wollen und welche nicht. Dies macht die Beschäftigung mit dem Kunstvermittlungsangebot sehr individuell, wie es in einer Präsenzveranstaltung kaum möglich wäre. Zeitaufwand und Inhalt können individuell gewählt werden. Unser Kunstvermittlungsangebot ist einfach zu benutzen, da es nicht von Nöten ist, bestimmte digitale Techniken, Tools oder Programme zu kennen, um das Vermittlungsangebot wahrzunehmen. Es ist so frei für jeden zugänglich gemacht. Zukünftige Generationen sind mit digitalen Angeboten aufgewachsen und erachten diese zunehmend als selbstverständlich (vgl. ebd. S. 21). Digitale Kunstvermittlung bietet eine hervorragende Möglichkeit, sich über Kunst auszutauschen und zu diskutieren. Selbst der Austausch zwischen Künstler und Betrachter wäre möglich. Unterstützt wird der Kommunikationsprozess in unserem Vermittlungsangebot durch das Forum. Hier ist es möglich eigene Arbeiten hochzuladen und eigene sowie Arbeiten anderer zu kommentieren. Negative Kommentare können durch die BetreiberInnen der Website entfernt werden, um Cyber Mobbing oder andere Formen der digitalen Diskriminierung zu vermeiden (vgl. ebd. S. 13). Die digitale Kunstvermittlung verändert ebenfalls die Rolle der BesucherInnen, dennoch sind Kulturbetriebe „(…) auf das Mitwirken ihrer Rezipienten angewiesen, allein schon, weil ihre Vermittlungsangebote ohne Publikum sinnbefreit wären.“ (vgl. ebd. S. 21). In unserem Vermittlungsangebot wird der BetrachterInnen zu aktivem Handeln angeregt und leistet damit einen Beitrag zu kulturellen Leistungen. Die zunehmende Digitalisierung und die damit verbundene Vernetzung und Verbreitung jeglicher Daten birgt auch negative Aspekte in sich. Dazu gehört auch die Macht global vernetzter Unternehmen, die zunehmende Überwachung durch den Staat und die Verbreitung privater Daten (vgl. ebd. S. 7).
3. Fazit
Wir möchten mit unserem Vermittlungsansatz dafür sorgen, dass Menschen, speziell Kinder, schöpferisch tätig werden, die KünstlerIn Barbara Toch bzw. ihre Werke im Gedächtnis behalten und neue Erfahrungen mit Kunst sammeln. Da wir die KünstlerIn Barbara Toch und ihre Kunstwerke als erste Anregung vorstellen und wir als Hauptzielgruppe Kinder ausgewählt haben, haben wir dafür gesorgt, dass sich der Besucher dieser Seite nicht durch viele Informationen überfordert fühlt, sondern sich mehr auf die Kunst an sich konzentrieren kann. Hierfür haben wir nur eine kurze Biografie der Künstlerin und ausgelesene Kunstwerke mit einer knappen Bildbeschreibung gewählt. Zumal unser Hauptaugenmerk auf dem kunstpraktischen Arbeiten liegt, haben wir dies bei der Gestaltung berücksichtigt. Diesbezüglich haben wir gut verständliches und aufnehmbares Anschauungsmaterial (Fotos/Videos) für die verschiedenen Techniken, welche durch Barbara Toch inspiriert sind, ausgesucht. Die bildliche Darstellung eignet sich besonders gut, da man so am einfachsten Neuem und dessen Wirkung erfassen kann. Außerdem wird so die Aufnahme des Neuen ausreichend gewährleistet, da man das Gesehene leicht aufnimmt und sich gleich auf den Prozess an sich konzentrieren kann. Wir haben uns für das Format einer Art Workshop entschieden, da durch das Zeigen und Ausführen der Techniken eine Verbindung zur KünstlerIn gegeben ist und die neuen Techniken für eine Erweiterung der Empfindung der Umwelt sorgen kann, welche für weiteres schöpferisches Denken sorgt und inspiriert. Außerdem vermitteln wir, dass man simple Gegenstände, wie Pappreste, Papierrollen oder alte Zahnbürsten zum Gestalten nutzen kann und nicht nur „typische Werkzeuge“ verwenden muss, um Kunst zu schaffen. Zusätzlich bringt dies mit sich, dass ein Gefühl für Recycling sichergestellt und nähergebracht wird. Im weiteren Verlauf möchten wir durch die Aufgabenstellungen und dem Erweiterten Umgang mit Techniken zeigen, dass man auch durch bereits erlernte Techniken, viel Kreativität und Vielfalt in seinen Bildern erreichen kann und sich immer neue Wege öffnen, um sich originell auszudrücken. Mit dem Forum ermöglichen wir, dass sich die BesucherInnen der Seite austauschen und ihre eigenen Werke präsentieren können und sich durch andere Werke inspiriert fühlen. Wir sind sehr gespannt, wie mit den Techniken umgegangen wird und welche neuen Ideen sich die BesucherInnen einfallen lassen.
Literaturverzeichnis
1. Thüringer Ministerium für Jugend Bildung und Sport (Hrsg.) 2019: Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre. Erfurt, Verlag das Netz Weimar, S.170-173
2. Fabian Hofmann, Irmi Rauber, Katja Schöwel 2013: Führungen, Workshops, Bildgespräche, kopaed, München, ISBN: 9783867362214, S. 22-48
3. John Dewey 1980: Kunst als Erfahrung, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, ISBN: 3518283030, S.10-98
4. Georg Peez 2013/2012: Kunstpädagogik, URL: https://www.kubionline.de/artikel/kunstpaedagogik, (01.04.21, 12:55 Uhr)
5. Theorie der Kunst 2021: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_der_Kunst, (08.04.21, 11:11 Uhr)
6. Der Digitale Kulturbetrieb 2019: Strategien, Handlungsfelder und Best Practices des Digitalen Kulturmanagements, edited by Lorenz Pöllmann, and Clara Herrmann, Springer Vieweg. in Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2019. ProQuest Ebook Central, https://ebookcentral.proquest.com/lib/ufb/detail.action?docID=5725951, (09.04.21, 13:41 Uhr)
7. Kersten Reich 2012: Was ist Konstruktivistischen Didaktik, URL: http://methodenpool.uni-koeln.de/buch1_2.html (15.04.21, 12:20Uhr)